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2. Tag

Früher Morgen

Ich wachte etwa um 5:30 Uhr früh auf und fühlte mich ziemlich gut - nur die Waden 'erinnerten' mich an den gestrigen Tag. Die Sonne war schon aufgegangen, und einige Wanderer mit großen Rucksäcken verließen bereits den Campingplatz.


Unser Zelt
Um meine Wadenmuskeln zu lockern, entschloß ich mich dazu, meine Beine am Campingplatz zu vertreten.
Dabei traf ich wieder auf unsere hilfreiche Park Rangerin (ihr Name war Della). Sie entlaubte gerade die kleinen Bewässerungsgräben, die Wasser zu den schattenspendenden Büschen und Bäumen führen. Wir plauderten ein wenig, und gab mir dabei den Tip, daß es hier auch einen Duffel-Service (mittels Pack-Mulis) gibt, den wir für unsere Rucksäcke nützen könnten. Damit würden wir auf dem Weg zurück zum South Rim nicht so viel zu tragen haben. Genaueres und Verfügbarkeit würde ich auf der Phantom Ranch erfahren. Tolle Idee!

Inzwischen war auch schon mein Wanderpartner aufgestanden, untersuchte und verarzte seine Blasen am Fuß, die wirklich nicht gut ausschauten. Eine große Blase an der großen Zehe, eine an der Seite und eine weitere auf der Fußsohle - alle auf dem selben Fuß. Es war das beste einen Erhohlungstag mit einer kurzen, sehr einfachen Wanderung und auch etwas Spaß am Fluß einzulegen.


Blühender Kaktus
Nun wollte ich mehr über den Duffel Service erfahren und machte mich auf den Weg zur
Phantom Ranch, überquerte den Bright Angel Creek über eine kleine Brücke, dann an der Park Ranger Station und zahlreichen, wunderschön blühenden Kakteen, die den Weg säumten, vorbei. Ich betrat das Ranch-Areal durch den 'Mule Coral', wo diese vor dem Start ihrer 'Trail-Wanderung' aufgepackt werden. Der Weg führte weiter unter alten Cottonwood-Bäumen, an zahlreichen Gästehütten vorbei zur Kantine, wo ich mich nach dem Duffel Service erkundigte. Ich erhielt ein Informationsblatt mit allen detaillierten Angaben und teilte mir auch gleich mit, daß ich eine Reservierung für den morgigen 'Mule-Train' (Pack-Muli-Zug) machen könnte - es wäre noch Platz vorhanden und das Gepäck müße morgen um 7 Uhr früh abgegeben werden (weitere Infos über den Duffel Service auf meiner Phantom Ranch-Seite). Großartig! Ich zahlte gleich für zwei Gepäckstücke und ging erleichtert zurück zum Zeltplatz.

Jetzt war es aber wirklich Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Wir hatten Kaffee, Käse und Schinken auf Schwarzbrot und mein beliebtes 'Trail Mix' (Nüsse mit getrockneten Früchten) und machten Pläne für den Tag. Wir entschlossen uns für den einfachen und kurzen 'River Trail', mit einigen anschließenden Stunden am 'Strand der Phantom Ranch'. Wir freuten uns richtig auf einen Tag ohne Wanderschuhe - unsere Teva-Sandalen würden dafür ausreichen.
Gesagt, getan - schnell noch das Essen wieder in die bereitgestellten Metall-Essenscontainer gegeben (ein MUSS - die niedlichen und cleveren Eichhörnchen würden so nicht an Schmankerln herankommen) und die Rucksäcke auf die üblichen T-Stangen gehängt - weg vom Boden.

Der River Trail

Wir verließen den Bright Angel Campground mit nur einem kleinen Rucksack (Jause, Wasser) über die kleine Brücke und bogen nach rechts in Richtung Colorado Fluß ab. Schon bald sahen wir die Park Ranger River Station und überquerten nochmals den Bach über eine Brücke. Links von uns konnten wir die Black Bridge in der Ferne sehen. Nun befanden wir uns am Anfang des Bright Angel Trails, den wir am nächsten Tag auf dem Weg zurück zum South Rim nehmen würden.
Der Weg führte uns an einigen Gebäuden der Ranger Station und einem Muli-Coral vorbei, und nun konnten wir auch schon die Silver Bridge über den Colorado Fluß sehen.


Blick vom Bright Angel Creek,
mit der Black Bridge in der Ferne
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Die Silver Bridge (vergrößerbar)

Diese lange Brücke wird nur von Wanderer benutzt. Die Mulis gehen über die Black Bridge, die mit einem schweren Kunststoffbelag ausgestattet ist, damit die Mulis nicht nach unten ins Wasser sehen können und ihre Hufe nicht wie Donner auf der Metallkonstruktion klingen.

Gerade als wir über die Brücke gehen, sehen wir einige Rafting-Boote den Fluß herunter kommen. Einige davon waren ziemlich groß und hatten über 20 Passagiere, andere wiederum waren viel kleiner, gerade groß genug für zwei.


Rafter auf dem Colorado Fluß
winken uns zu (vergrößerbar)


Die wunderschöne Aussicht genießend
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Auf der anderen Seite der Brücke teilte sich der Weg. Nach rechts folgt der Bright Angel Trail dem Fluß nach Westen. Wir gingen nach links, um am River Trail zu bleiben, der in den untersten teil des South Kaibab Trails übergeht.
Der Weg führte nun ein wenig aufwärts, aber nur ein wenig und keineswegs anstrengend, wenn man es mit dem steilen, gestrigen Weg vergleicht. Am höchsten Punkt angelangt, etwa 70 m über dem Fluß, machten wir eine kurze Rast, um ein wenig zu essen und die herrliche Aussicht zu genießen.
Der Bright Angel Creek und die Colorado River Ranger Station lagen unter uns, auf der anderen Seite des Flusses. Von hier konnte man auch gut die hohen Cottonwood-Bäume sehen, die die Stelle des Bright Angel Zeltplatzes markieren.

Jedes Mal, wenn man sich die Zeit nimmt, um die impossanten Felsformationen, die Schattenspiele auf den Felsen beobachtet und sich in Erinnerung ruft, daß der Stein, auf dem man hier unten sitzt, nahezu 2 Milliarden Jahre alt ist, dann wird einem klar, welch außergewöhnlicher Ort dies ist - einer der spektakulärtsten dieser Erde.


Tunnel zur Black Bridge
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Rafting-Boote am 'Phantom Ranch Beach'
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BLACK BRIDGE
Besucher überquerten den Fluß zu Beginn mit einer Fähre. Dann, im Jahre 1907, baute David Rust, der erste Erschließer dieser Gegend, eine Art Gondelbahn, die gerade groß genug für ein Muli war. 1921 folgte dann eine freischwingende Hängebrücke. Die heutige Konstruktion (134 m/440 Fuß lang) wurde 1928 errichtet.
Die acht Hauptkabel (jedes 168 m/550 Fuß lang) konnten nicht auf Mulis geladen werden, sondern mußten auf den Schultern dutzender Männer herunter getragen werden.


Bald folgten wir wieder dem River Trail, bis wir auf den South Kaibab Trail stießen, der vom South Rim herunter kommt. Hier gingen wir links und durch den kurzen, dunklen Tunnel zur Kaibab Suspension Bridge (mir gefällt die Bezeichnung Black Bridge besser). Bereits gestern waren wir über diese gegangen, aber da war es schon dunkel gewesen.

Heute sahen wir einige Rafting-Boote am sandigen 'Strand der Phantom Ranch'. Flußabenteurer erfreuten sich an einer Pause ihrer Wildwasser-Reise, machten Fotos, lachten und streckten ihre Glieder.
Der Weg machte auf der anderen Seite der Brücke eine scharfe Kehre nach rechts und führte dann unter der Brücke wieder weiter Richtung Westen. Dann stießen wir auf eine archäologische Ausgrabungsstätte, die Mauerreste eines vorgeschichtlichen Indianer-Pueblos (auf die Jahre 1050 - 1140 datiert) zeigt. Eine Erinnerung an eine vergangene Kultur, die hier im Grand Canyon beheimatet war - lange bevor Europäer einen Fuß auf diesen Kontinent gesetzt hatten.

Es war nun gerade nach Mittag und die richtige Zeit um sich abzukühlen - also, auf zur strandähnlichen Sandbucht am Fluß. Da wir bereits von der Kälte und der starken Strömung des Flusses gehört hatten, und es darum auch dringend (!) abgeraten wird im Fluß zu schwimmen, sind wir nur wenige Meter im seichten Uferbereich ins Wasser gegangen. Brrrr, war das Wasser kalt! Wir blieben nicht länger als eine knappe Minute drinnen, gerade recht, um sich gut abzukühlen.
Hatten wir nicht gesagt, daß wir einen erholsamen Tag verbringen wollen? Und wie erholsam es war! Wir legten uns in den warmen Sand und genossen das herrliche Wetter.

Gegen 3 Uhr nachmittags schlenderten wir die kurze Strecke zur Phantom Ranch, ließen uns ein kaltes Bier schmecken, schrieben ein paar Ansichtskarten an Freunde und plauderten für einige Zeit mit anderen Wanderern.
Ein brittisches Ehepaar, das auf Mulis für drei Tage herunter gekommen war, hatte sich vor 30 Jahren am South Rim des Grand Canyons zum gemeinsamen Leben entschlossen - nun feierten sie hier ihr Hochzeitsjubiläum.

Vorbereitung für den nächsten Tag

Zurück am Zeltplatz gingen wir nochmals einige Kopien aus Wanderführern durch, schauten uns die Karte für den morgigen Rückweg genau an und überprüften nochmals die Stellen, wo wir am nächsten Tag Trinkwasser finden würden. Wir wußten, daß es hinauf nicht einfacher werden würde, aber mit viel weniger Gepäck sollte es doch besser gehen und die Blasen meines geplagten Wanderfreundes sahen viel besser aus. Der heutige 'Ruhetag' war die richtige Entscheidung gewesen.

Nach dem Abendessen hatte ich endlich die Chance auf meiner Indianer-Flöte zu spielen. Am Bright Angel Creek-Ufer sitzend, von hohen Canyon-Wänden umgeben und vom plätschernden Klang des Wassers begleitet, erfüllte ich mir einen meiner Träume.
Warum klang die Flöte hier besser? Warum kamen Melodien, die ich nie vorher gespielt hatte, wie von selbst in meinen Sinn? Es mußte an der Inspiration dieses magischen Ortes, dem Grand Canyon, liegen - ein Platz, der vielen eine Lehre mitgibt: Die Wichtigkeit eines einzelnen Augenblicks.

Wir gingen wieder früh schlafen, aber nicht ohne davor noch einmal zum Himmel zu blicken - zu den Millionen funkelnden Sternen und dem hell scheinenden Mond, der die Canyonwände sanft erleuchtete.


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