|
Rancho Santa Amalia
Tag 37, Mittwoch
Eugenio sammelte uns am Vormittag wieder ein und es ging los, auf zur ersten Ranch. Es war spannend, die Landschaft, die Leute. Allerdings, sooo viel Armut wie da auf einen Haufen, das hatte ich bisher noch nie gesehen!
Leider war Eugenio zwar ein guter Fahrer, aber foto-technisch machte er es mir die ganze Zeit sehr schwer. Immer volles Tempo, auch wenn er sah, dass ich versuchte, ein Foto zu machen. So ist mir leider eine Band durch die Lappen gegangen. Eine echt Mariacha Band, alle in historischen Kostümen, rein gepfercht in ein uraltes Auto und die Instrumente auf das Autodach gebunden. Hmmm... schaaaade...
Gefrühstückt wurde unterwegs in einem Seafood Restaurant. Wow, tolles Essen! Aber hier machte ich den Fehler, Cola mit Eis zu trinken und so schlug "Montezuma's Rache" zu. Ich hatte die nächsten Tage gut mit meinem Magen zu kämpfen. Also bitte: In Mexico kein Leitungswasser trinken und auch keine Getränke mit Eiswürfeln trinken!
Mittags waren wir in einem kleinen Ort, hier sollten die Inhaber der Ranch wohnen, und von hier aus ging es auf Sandwegen durch die Wüste. Weiter und weiter. Zwischendurch konnte ich Eugenio echt mal zu einem Foto-Stopp überreden! Und dann haben wir uns verfahren. Amparo war zwar schon mal auf der Ranch, aber nun fand sie den Weg nicht... Zum Glück trafen wir einen Nachbarn, der uns sagte, wo wir lang fahren müssen. Zu Amparo's Entschuldigung: Inzwischen war ein neuer Zaun gesetzt worden und sie hatte Recht: Durch SO ein Gate waren sie bei der vorigen Fahrt nicht gekommen.
Inzwischen war es schon später Nachmittag. Und wir waren bereits 100 Kilometer von der kleinen Ortschaft entfernt, immer durch die Wüste. Aber da war sie dann, die kleine Ranch "Santa Amalia".
Zwei blitzweisse Häuser, ein paar Schuppen, ein uralter Korral... Die Familie empfing uns sehr nett und ich bekam gleich eine kleine Ranch Tour verpasst.
Das Ranch Haus bestand aus Küche und Speisezimmer sowie mehreren Gästezimmern. Eins mit eigenem Bad, die anderen mit einem gemeinsam zu nutzenden Badezimmer. Alles sehr einfach, aber sehr liebevoll eingerichtet. Mit historischen Sachen dekoriert.
Nach einem sehr schmackhaften Abendessen haben wir uns noch lange unterhalten und fielen dann todmüde in unsere Betten.
Tag 38, Donnerstag
Die Tochter der Inhaber, sie hieß auch Fernanda, zeigte mir nach dem Frühstück die Pferde und das Sattelzeug. Nur sechs Pferde, weitere sollen demnächst gekauft werden. Was mir auffiel: alle hatten mehr oder weniger schlimme Anzeichen von verheiltem Satteldruck. Zuerst versuchte Fernanda, es abzustreiten ("Das sind Abzeichen."). Aber als ich sagte, wie lange ich schon mit Pferden zu tun habe, da meinte sie, dass sie die Pferde so gekauft hätten und nachdem die Rücken verheilt waren, da ist das halt so weiss geblieben.
Ich checkte das Sattelzeug, alles ältere Modelle, aber tiptop im Schuss und die Satteldecken waren auch sauber.
Tagsüber waren wir unterwegs, die botanische Route ablaufen, die jede der Ranches haben muss, wenn sie bei diesem Tourismus Office gelistet werden will. Dann ging es weiter zur alten Mine, wo man zu bestimmten Zeiten Unmengen von Fledermäusen sehen kann, wie sie aus dem alten Minenschacht raus oder wieder rein fliegen!
Hier, bei der Mine, ist auch das zweite Gästehaus, dass sich Familien oder kleine Gruppen exclusiv mieten können. Von aussen eher unscheinbar war es dann aber doch ein absolut tolles Ferienhaus!
Gegen Abend waren wir wieder zurück und nun wollten wir noch auf einen kleinen Abendritt. Ich sollte mir ein Pferd aussuchen... hmmmm... Nett sahen sie alle aus, bis auf einen Braunen hatten sie alle kahl geschorene Mähnen, das findet man schön in Mexico. Der Braune war aber nun ein Riesenross... Da schnappte ich mir lieber einen knuffeligen Braunen. "Wie heisst der?" ... "Ähmmm ... unsere Pferde haben noch keinen Namen ... warum gibst Du ihm nicht einen?" ... Ooooops... so "aus dem Kalten raus" wollte ich das nicht, aber ich sagte, nach dem Ritt hat das Pferd einen Namen.
Putzen, aufsatteln, trensen... und dann OOOOPS! Kann man die Steigbügel nicht länger einstellen? ... Hmmm ... neee ... Nun war es schon ziemlich spät und ich wollte nicht noch mal umsatteln, also sagte ich, dass es kein Problem sei, ich reite ohne Bügel.
Mein kleiner Brauner dackelte so fleissig in einem so weichen Jog, das war wie Fahrrad fahren. Und wir machten Witze, dass wir ihn "Bicycle" nennen. Und was es dann für Verwechslungen geben kann, da sie auf der Ranch auch ein paar Fahrräder haben... Do you want to ride? Yes. You can ride Bicycle. No, I don't want to ride bicycle, I want to ride horses. Ok, no problem, you take Bicycle. Oh, noooo! ... lol.
Also, "Bicycle" ging nun schon mal nicht. Warum dann nicht "Harley Davidson"? Oder, kurz, "Harley"? Cool, mein Pferd hatte einen Namen!
Inzwischen war es stockdunkel und wir ritten durch die Wüste. Wow, war echt toll! Da es gute Trails waren konnten wir die Pferde sogar traben lassen. Mussten nur aufpassen, denn auf halber Strecke war ein Graben quer über den Weg, den wir umgehen mussten. Die Pferde warnten uns aber rechtzeitig.
Wieder auf der Ranch angekommen gab es Abendessen und danach trafen wir uns am Lagerfeuer.
Tag 39, Freitag
Heute sollte es auf einen Vierstundenritt in die Wüste gehen. Mit Fernanda (von der Ranch), Eugenio und einem Wrangler. Dieses Mal wurden die Pferde verladen. Der "Pferdetransporter" war ein ganz normaler Lastwagen, ohne Dach, mit hohen Seitenwänden. Die Pferde liefen über eine Laderampe hoch. Ich hatte mir wieder Harley ausgesucht und nach einem Sattel geschaut, der etwas längere Bügelriemen hat. Sie wollten mir einen Gefallen tun, haben noch einen Sattel aufgetrieben, der dann noch ein paar Zentimeter mehr in der
Bügel-Länge brachte und den anstatt meines ausgesuchten Sattels auf den Pickup geworfen. Aber der Sitz war so extrem zu klein, ich überlegte schon, ob ich nicht lieber ohne Sattel auf den Ritt gehen sollte. In DER Beziehung Müssen sie da noch was lernen... Dass der Sattel den Pferden passt, darauf wird schon geachtet, aber die Reiter sollten auch (wenigstens halbwegs!) rein passen.
Und so ging es nun in die Wüste und in die Berge. Ich hab' immer mal die Beine baumeln lassen und bin dann - zur Abwechslung - im leichten Sitz geritten. Tolle Landschaft und ein gutes Pferd! Nur der Sattel machte mir zu schaffen.
Ich ritt dann grad' mal hinter dem Wrangler, der übrigens leider nur spanisch sprach. Auf einmal stolperte Harley und fiel auf's Gesicht. Sowas hatte ich noch nie gesehen! Der lag echt mit der ganzen Länge der Nase im Sand, die Vorderbeite nach hinten weg gestreckt. Der Wrangler hörte es plumpsen, schaute sich noch etwas erschreckt um, aber er konnte ja auch nixx machen. Der gute alte Harley hockte da nun auf seinem Gesicht und ich hätte nach vorn einfach weg laufen können. Als ich zögerte und Harley merkte, dass ich dabei bleibe, da hat er uns beide wieder hoch gehievt und lief weiter, als wär' nixx geschehen. Die anderen guckten alle etwas entsetzt, aber ich lachte nur. Hatte Harley doch bestens gelöst...
Nach mehreren Stunden kamen wir an einen Zaun, an dem entlang ritten wir nun in Richtung Ranch-Häuser. Ca. 2km gerade Strecke und ich merkte, wie es Fernanda juckte, nach all dem Schritt und Trab und Trab und Schritt nun endlich zu galoppieren. Ich brauchte nur zu fragen "Und? Galopp?" und schon ging die Post ab! Jaja, das Falscheste, was man machen kann, im Galopp nach Hause. Aber es war "Notwehr", ich konnte nicht mehr sitzen! Und auf dem Hof angekommen lauerten die Damen vom Office schon, dass sie noch mal ein bissel reiten können. Für einen Ausritt reichten ihre Reitkenntnisse nicht, aber so 'ne Runde über den Hof machten sie doch gern mal...
Noch ein Snack und wir waren wieder "on the road". Dieses Mal in Richtung Westen, zur Küste. Durch ein Wüstengebiet mit uralten, verwitterten Kakteen.
|